Humboldt-Universität zu Berlin - Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät - Institut für Klassische Philologie, HU Berlin

BridgeClassics – Digital Literacy for Classical Philology

Titel:

BridgeClassics – Digital Literacy for Classical Philology

 

Zusammenfassung:

In der Klassischen Philologie besteht ein reges Interesse am fachbezogenen Einsatz von digitalen Daten und Methoden sowie an deren innovativer Fortentwicklung. Aktuell jedoch behindert fehlende Vertrautheit mit diesen Verfahren bei Klassischen Philolog*innen die Teilnahme an dieser Entwicklung. Eine solche ‚Digital Literacy‘ ist aber dringend nötig, um die den digitalgestützten Forschungsverfahren zugrunde liegenden Denkweisen zu verstehen, um aus dem Methodenspektrum sinnvoll auszuwählen und auf dieser Grundlage neue Formate von Forschung und Lehre entwickeln zu können. Die Standardcurricula der Klassischen Philologie sehen digitale Methoden bisher kaum vor, denn zusätzlich zum aufwendigen Spracherwerb müssen breite literaturwissenschaftliche und historische Kenntnisse vermittelt und verschiedene angrenzende Gebiete wie Paläographie oder Textkritik behandelt werden. Hinzu kommen in den Lehramtsstudiengängen hohe bildungswissenschaftliche Anteile. Daher wirkt es sich umso schwerwiegender aus, dass auch außerhalb der regulären Lehre Bildungsangebote zu den Methoden der Digital Humanities (DH), die spezifisch auf die Arbeit mit lateinischen und griechischen Corpora in diesem neuen Arbeitsfeld zugeschnitten sind, bisher weitgehend fehlen.

Das Projekt begegnet diesem Defizit auf neuartige Weise mit einer fachspezifischen Bildungsinitiative, die bereits in einer frühen Ausbildungsphase ansetzt. Geplant ist der Aufbau eines modular organisierten, über mehrere Standorte verteilten, digital entwickelten Weiterbildungsprogramms für Studierende. Dessen Ziel ist es, bereits frühzeitig mit Methoden der Digital Classics vertraut zu machen, um dadurch langfristig Digital Literacy in der altsprachlichen Fachcommunity zu entwickeln und das fachspezifische Methodenrepertoire zu erweitern. Die wichtigste Zielgruppe des Programms sind Studierende der Alten Sprachen Latein und Griechisch, es ist aber offen für Interessierte aller Fächer, die sich mit altsprachlichen Texten beschäftigen (z.B. Alte Geschichte, Mediävistik). Es orientiert sich am deutschen Sprachraum, der in der Klassischen Philologie, anders als bei den meisten anglophonen Ländern, durch einen intensiven Bezug zwischen Universität und Schule geprägt ist. Durch die Zusammenarbeit mit internationalen Expert*innen (Synokisis, Digital Humanities Lab Thessaloniki) vernetzt es die Teilnehmenden zugleich mit der internationalen Fachcommunity in den Digital Humanities. In dem überwiegend digital präsentierten Curriculum, das über drei Semester läuft, können Studierende einen Micro-Degree mit individueller Spezialisierung erwerben und sich so auch für ein breiteres Berufsfeld qualifizieren. Dieses Curriculum wird während der dreijährigen Förderung durch die VW-Stiftung von den Projektbeteiligten entwickelt, implementiert, evaluiert, adaptiert und für die Nachnutzung aufbereitet. Die Verstetigung des Programms erfolgt durch die Situierung der Module innerhalb der bereits bestehenden institutionellen Lehrangebote der beteiligten Institute.

Inhaltliche Alleinstellungsmerkmale des geplanten Programms sind seine fachspezifische Orientierung, die Ausrichtung auf eine frühe Studienphase und daraus resultierend die Betonung des Deutschen als Unterrichtssprache. Die entscheidende strukturelle Innovation unseres Vorhabens liegt in der verteilten, institutionenübergreifenden Zusammenarbeit. Wir schaffen damit eine Struktur, die im Wissenschaftssystem der deutschen Hochschulen bisher nicht etabliert ist und in der wir die Chance sehen, die zwei „Kleinen Fächer“ Griechisch und Latein durch die Bündelung von Kompetenzen, Netzwerken und Ressourcen auch in Zeiten begrenzter Mittel zukunftsfähig zu machen.  

 

Schlagwörter: Latein, Griechisch, Digital Literacy, Micro-Credentials, Micro-Degree

PIs: Katharina Wesselmann (Kiel), Lisa Cordes (Berlin), Anna Novokhatko (Thessaloniki)

Autorinnen: Andrea Beyer (Berlin), Ute Tischer (Leipzig)

Beratung: Konstantin Schulz (DFKI Berlin)

beantragt bei: VolkswagenStiftung

Förderlinie: Förderinitiative Pioniervorhaben: Impulse für das Wissenschaftssystem

Fördervolumen: 1,5 Stellen

Entscheidung im Juli 2023 erwartet

 

 

Angedachter Micro-Degree mit den einzelnen Micro-Credentials

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