Humboldt-Universität zu Berlin - Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät - Institut für Klassische Philologie, HU Berlin

Die Latinistik am Institut für Klassische Philologie

Wenn Sie sich für die lateinische Sprache und Literatur, ihre Entstehungskontexte, Transformationen und Forschungsgeschichte(-n) sowie für moderne Zugänge zu den antiken Texten interessieren, sind Sie bei uns goldrichtig.

Eine lange Tradition

Die latinistische Forschung und Lehre hat in Berlin eine lange Tradition. Die Altertumswissenschaft gehörte zu den Gründungsdisziplinen der Berliner Universität im Jahre 1810. Wissenschaftler wie Karl Lachmann, Moriz Haupt oder Johannes Vahlen schafften Werke, die bis heute zitiert werden. Die Gründung des Instituts für Altertumskunde um die Wende zum 20. Jh. führte die Berliner Antikeforschung zu einer internationalen Spitzenposition. Hier gab der 1906 berufene und 1935 zur Emeritierung genötigte Eduard Norden der Latinistik mit seinen Forschungen zu Ennius und Vergil, Rhetorik, Stilistik und Religionsgeschichte ein eigenständiges Profil. Nach den schwierigen Rahmenbedingungen für die Klassische Philologie im Bildungs- und Wissenschaftssystem der DDR schuf die Wiedervereinigung die Grundlage dafür, dass ab den 1990er Jahren die Latinistik an der HU wiederbegründet wurde und rasch einen prominenten Platz in der wissenschaftlichen Landschaft einnahm. Wer sich für die wechselvolle Geschichte der Klassischen Philologie an der Berliner Universität interessiert, kann sie hier → nachlesen.

Latinistik heute

Heute erforschen wir am Institut die lateinische Sprache und Literatur mit literatur- und kulturwissenschaftlichem Schwerpunkt. Im Zentrum stehen die ‚Klassiker‘ der späten Republik (Cicero, Caesar) und frühen Kaiserzeit (Vergil, Ovid, Seneca, Historiographie, Biographie), doch wir befassen uns auch mit weniger bekannten Texten der frühen Republik (Ennius), Kaiserzeit (neronische Bukolik, Deklamationen) und Spätantike (Panegyrici Latini, Historia Augusta, christliche Literatur) sowie mit der reichen neulateinischen Literatur (Petrarca, Erasmus von Rotterdam) und schließlich – mit Blick bis in die unmittelbare Gegenwart – mit der Rezeption und Transformation der Antike sowie der Geschichte des eigenen Fachs.

Einheit in Vielfalt

Was uns eint, ist das Interesse an der Pragmatik und Performanz von Literatur, also die Frage nach den Wirk- und Funktionsweisen der Texte, in ihren ursprünglichen und späteren Kontexten: Wir untersuchen das Gesamtwerk Ovids in seinen mannigfachen Dimensionen (Politik, Religion, Narrativik, Intertextualität und Intermedialität), die rhetorischen Strategien von Herrscherdarstellungen, literarische Konstruktionen von Raum sowie die Konstruktionen von Gender in der lateinischen Literatur. Weitere Schwerpunkte sind die antike Literaturtheorie, insbesondere römische Vorstellungen von Autorschaft, Fiktion und literarischer Figur, römische Philosophie und das Verhältnis zwischen paganer Philosophie und dem frühchristlichen Denken, Forschungen im Bereich der Linguistik und Grammatik sowie die Digital Classics. Die Latinistik zeichnet verantwortlich für die Herausgabe von Zeitschriften wie dem Gymnasium und von wissenschaftlichen Buchreihen. Durch die Kooperation mit externen Partnern wie dem altertumswissenschaftlichen Fachportal Propylaeum oder dem Deutschen Altphilologenverband sowie Schulen im Berliner Raum öffnen wir uns nach außen und erkennen die (fach-)politische Dimension unseres Wirkens.

Qualität der Lehre

Studierende erhalten bei uns durch die Qualität der Lehre in den Bereichen Sprache und Literatur eine solide Basis für die künftige berufliche Tätigkeit. Zudem fließt unsere Forschung in die Lehre ein. Genannt seien hier der Arbeitskreis Linguistik, die gemeinsame Vermittlung von traditioneller Literaturwissenschaft und digitalen Methoden in team teaching-Formaten oder der Lehrschwerpunkt ‚Antikes Drama‘, bei dem wir Lehrveranstaltungen mit Besuchen antiker Stücke in den Berliner Theatern verbinden. In den Veranstaltungen von Mitarbeitenden der mit den Antikeprojekten auch räumlich benachbarten Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, besonders dem Corpus Inscriptionum Latinarum, können Studierende vom außergewöhnlichen Standort des Instituts profitieren. Die enge Verzahnung mit der Fachdidaktik bietet Studierenden mit dem Berufsziel Lehramt eine ideale Ausbildung. Wir fördern studentische Initiativen und Projekte wie den Workshop „Wie sprechen wir über (sexuelle) Gewalt in antiken Texten?“. Durch die Teilnahme am Latinistischen Nachwuchsforum und den Aquilonia ermöglichen wir Studierenden und Forschenden den fachlichen und persönlichen Austausch über die Grenzen Berlins hinaus.

Aktualität der antiken Texte

Ein zentrales Anliegen ist es uns, in Forschung und Lehre die Aktualität der antiken Texte herauszuarbeiten und sie einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Das tun wir neben der Kooperation mit Schulen und Trägern der Altsprachlichen Bildung u. a. in Zusammenarbeit mit dem Berliner Antike-Kolleg und dem Zentrum für transdiziplinäre Geschlechterstudien der HU.