„[…] & operi verba sint conformia & opus verbis.“ Der antike Text und die Frage seiner Umsetzbarkeit am Beispiel Giovanni Giocondos Descriptio pontis in Rheno (1513).
Der
aus Verona stammende Giovanni Giocondo (1433-1515) veröffentlicht
als Beitrag zu einer Caesar-Edition 1513 sein kurzes kommentarartiges
Traktat zum Bau der Rheinbrücke Caesars (BG IV, 17), die Descriptio
pontis in Rheno
bzw. Expositio
pontis.
Giocondo diagnostiziert darin in Bezug auf den überlieferten
Textbestand des Bellum
Gallicum
dessen unmögliche Anwendbarkeit für die tatsächliche Konstruktion
einer solchen Brücke: Das sich im antiken Text äußernde Wissen und
seine praktische Umsetzbarkeit treten demnach auseinander. Daher
vervollständigt Giocondo Caesars Passage mit den seiner Ansicht nach
notwendigen Informationen und unterlegt das Ganze auch graphisch mit
einer Abbildung. In der graphischen und textlichen Bewältigung der
referenztextlichen Defizite transformiert Giocondo den antiken
Referenzgegenstand: Auf diese Weise nährt er den antiken
Referenztext und dessen auf den Aufnahmebereich bezogene praktische
Umsetzbarkeit einander an und schließt zumindest ein Stückweit die
zwischen Theorie und Praxis klaffende Lücke.
Im Vortrag soll deshalb auf folgende drei Aspekte eigegangen werden: erstens, an Hand welcher Parameter und auf welche Weise Giocondo die mangelnde Umsetzbarkeit des im antiken Text transportierten Wissens ermittelt; zweitens, unter Zuhilfenahme welcher textlichen Strategien er die festgestellten Defizite beseitigt; und schließlich soll ausgeleuchtet werden, wie sich bei diesem Beispiel Referenz- und Aufnahmebereich in Hinsicht auf die Fragestellung From words to acts transformationstheoretisch zueinander verhalten.