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„[…] & operi verba sint conformia & opus verbis.“ Der antike Text und die Frage seiner Umsetzbarkeit am Beispiel Giovanni Giocondos Descriptio pontis in Rheno (1513).

Ronny Kaiser, SFB 644 Transformationen der Antike, Humboldt-Universität zu Berlin

Der aus Verona stammende Giovanni Giocondo (1433-1515) veröffentlicht als Beitrag zu einer Caesar-Edition 1513 sein kurzes kommentarartiges Traktat zum Bau der Rheinbrücke Caesars (BG IV, 17), die Descriptio pontis in Rheno bzw. Expositio pontis. Giocondo diagnostiziert darin in Bezug auf den überlieferten Textbestand des Bellum Gallicum dessen unmögliche Anwendbarkeit für die tatsächliche Konstruktion einer solchen Brücke: Das sich im antiken Text äußernde Wissen und seine praktische Umsetzbarkeit treten demnach auseinander. Daher vervollständigt Giocondo Caesars Passage mit den seiner Ansicht nach notwendigen Informationen und unterlegt das Ganze auch graphisch mit einer Abbildung. In der graphischen und textlichen Bewältigung der referenztextlichen Defizite transformiert Giocondo den antiken Referenzgegenstand: Auf diese Weise nährt er den antiken Referenztext und dessen auf den Aufnahmebereich bezogene praktische Umsetzbarkeit einander an und schließt zumindest ein Stückweit die zwischen Theorie und Praxis klaffende Lücke.

Im Vortrag soll deshalb auf folgende drei Aspekte eigegangen werden: erstens, an Hand welcher Parameter und auf welche Weise Giocondo die mangelnde Umsetzbarkeit des im antiken Text transportierten Wissens ermittelt; zweitens, unter Zuhilfenahme welcher textlichen Strategien er die festgestellten Defizite beseitigt; und schließlich soll ausgeleuchtet werden, wie sich bei diesem Beispiel Referenz- und Aufnahmebereich in Hinsicht auf die Fragestellung From words to acts transformationstheoretisch zueinander verhalten.