Humboldt-Universität zu Berlin - Faculty of Language, Literature and Humanities - Alexander von Humboldt Professorship

Wintersemester 2011/2012

Philosophie, Christentum und Medizin in der Antike - Nemesios von Emesa, Über die Natur des Menschen

SE | Mo 14-16 | wöch. | BU26, 108 | C. Markschies, P. van der Eijk

Im Mittelpunkt dieses Seminars steht die überaus reizvolle Abhandlung "Über die Natur des Menschen" des Bischofs Nemesios von Emesa (4. Jh.). Dieser griechische Text bietet eine umfassende Betrachtung über die Natur des menschlichen Wesens, seine Stellung im Kosmos und sein Verhältnis zum Göttlichen, seine Seele und seinen Körper und ihre Wechselbeziehung sowie die moralischen Grundlagen des menschlichen Handelns. Da Nemesios ein gelehrter Mann war, zieht er die ganze griechische philosophische Tradition heran: Aristoteles, Platon, die Stoiker und die Neuplatoniker sind ihm ebenso wichtige Quellen wie Moses und die Schriften der ‚Hebräer’; und er polemisiert genauso kritisch gegen christliche Häretiker wie gegen die heidnischen Leugner der menschlichen Willensfreiheit. Zudem kommen noch die Grundleger der griechischen Medizin, Hippokrates und Galen.

Literatur: Textausgabe: M. MORANI, Nemesius. De natura hominis. Leipzig 1987 - Übersetzung mit Einleitung und Anmerkungen; R. W. SHARPLES, P. J. VAN DER EIJK, Nemesius. On the Nature of Man, Liverpool 2008


Aristoteles über Seele, Körper, Gedächtnis, Schlaf und Traum / Aristotle on Soul, Body, Memory, Sleep and Dreams (b, c, LA/S1, S2)

HS | Di 10-12 | wöch. | UL 6, 2014B | P. van der Eijk

Vor dem Hintergrund seiner berühmten und einflußreichen Abhandlung über die Seele (De Anima) hat Aristoteles eine Reihe von kleineren Abhandlungen zur Psychologie und Physiologie der kognitiven Seelenvermögen geschrieben (Parva Naturalia). Diese Schriften sind besonders interessant. Nicht nur veranschaulichen sie wichtige Grundsätze der aristotelischen Psychologie (Geist-Körper-Verhältnis, formale und materielle Erklärung der seelischen Vermögen) anhand ganz konkreter Phänomene, sondern sie stellen auch ein wichtiges Kapitel in der Geschichte der kognitiven Psychologie und der Lebenswissenschaften dar. Aristoteles’ Abhandlung über die Weissagung im Schlaf bietet außerdem einen bemerkenswerten Versuch, das Phänomen des vorhersagenden Traumes rational zu erklären. Im Seminar werden wir diese Schriften lesen und in den Kontext der aristotelischen Seelenlehre einordnen. Griechischkenntnisse sind willkommen aber nicht erforderlich (alle Texte werden auch in Übersetzung ausgehändigt).

Empfohlene Sekundärliteratur: P. J. van der Eijk, ‘Aristotle’s psycho-physiological account of the soul-body relationship’, in: J. P. Wright. P. Potter (ed.), Psyche and Soma. Physicians and Metaphysicians on the Mind-Body Problem , Oxford 2000, 57-77; C. Kahn, ‘Sensation and consciousness in Aristotle’, in: J. Barnes, M. Schofield, R. Sorabji (ed.), Articles on Aristotle, 4: Psychology and Aesthetics , Londen 1979, 1-31; P. J. van der Eijk, ‘Theoretical and empirical elements in Aristotle’s treatment of sleep, dreams and divination in sleep’, in: P. J. van der Eijk, Medicine and Philosophy in Classical Antiquity , Cambridge 2005, 169-205


Hesiod

UE | Mi 16-18 | wöch. | FRS191, 4026 | M. Asper, R. Lo Presti

Hesiods Werke, vor allem die Theogonie und die Werke und Tage, stehen für uns am Anfang der Vermittlung expliziten Wissens im archaischen Griechenland. Die Theogonie erklärt die Welt als eine Genealogie von Personifikationen. Die Werke und Tage enthalten, aus dem Blickwinkel einer agrikulturell geprägten Gesellschaft alles, was man unbedingt wissen und beherzigen muss. Wir werden beide Gedichte ausschnittsweise lesen, mit besonderem Interesse an den Werken und Tagen. Seitdem neuerdings die Rezeption nahöstlichen Wissens in Griechenland verstärkt Interesse findet, ist Hesiod ins Zentrum dieser Diskussion gerückt. Falls Zeit bleibt, werden wir uns auch damit beschäftigen.

Text: F. SOLMSEN, Hesiodi Theogonia Opera et dies Scutum. Fragmenta selecta edd. R. MERKELBACH & M.L. WEST, 3. Aufl. Oxford 1990.

Kommentare: M.L. WEST, Hesiod, Theogony, Oxford 1966; Hesiod, Works and Days, 1978.

Einführende Literatur: H. FRÄNKEL, Wege und Formen frühgriechischen Denkens, 2. Aufl., München 1960, 316ff.; J. STRAUSS CLAY, Hesiod’s Cosmos, Cambridge 2003; J.P. VERNANT, “Hesiod’s Myth of the Races: An Essay in Structural Analysis“, in: Myth and Thought among the Greeks, London 1983, 3-32 (orig. Paris 1965); M.L. WEST, The East Face of Helicon. West Asiatic Elements in Greek Poetry and Myth, Oxford 1997, ch. 6 (Hesiod); F. ZEITLIN, “Signifying Difference: The Case of Hesiod's Pandora“, in: Playing the Other. Gender and Society in Classical Greek Literature , Chicago 1996.


Griechische Paläographie

UE | Fr 14-16 | wöch. | FRS191, 4079 | O. Overwien

In der Übung sollen die Charakteristika der wichtigsten Schriftstile sowohl der Majuskel als auch der Minuskel durch gemeinsame Lektüre erarbeitet werden.


Medizin auf Latein II

UE | Fr 12-14 | wöch. | FRS191, 4026 | O. Overwien

Diese Übung ist als Ergänzung bzw. Vertiefung des gleichnamigen Seminares aus dem letzten Sommersemester gedacht. Es werden zum Teil neue Autoren gelesen (z.B. Cato, Plinius), zum Teil aber auch dieselben, wenngleich unter einer anderen thematischen Schwerpunktsetzung.
Ziel der Übung ist es, dass die Teilnehmer eine Vorstellung von den sprachlich-literarischen, aber auch methodischwissenschaftlichen Eigenheiten der lateinisch schreibenden Mediziner erhalten.