Humboldt-Universität zu Berlin - Faculty of Language, Literature and Humanities - Alexander von Humboldt Professorship

Sommersemester 2014

 

Lukians Biographien

UE | Di 10–12 | wöch. | UL 6, 3059| Ph. van der Eijk

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Lukian von Samosata (ca. 120 - 180 n. Chr.) schrieb mehrere Viten über Zeitgenossen, von denen zwei durch die Lektüre ausgewählter Passagen erarbeitet werden sollen: Alexander und De morte Peregrini. Der Orakelgründer Alexander von Abonuteichos und der Kyniker Peregrinos Proteus waren zwei typische Erscheinungen des 2. Jhs. n. Chr., die verschiedene religiöse und philosophische Strömungen (Sokrates, Kynismus, Neupythagoreismus, Christentum usw.) in sich vereinigten. Als charismatische Persönlichkeiten sammelten sie eine große Anhängerschaft um sich, wurden von "aufgeklärten" Beobachtern wie Lukian (oder einigen Epikureern) jedoch höchst kritisch gesehen.
Lukian benutzt für seine Darstellung in beiden Fällen das Muster der Biographie. Dieses mischt er mit den Mitteln der Satire und Invektive, um sich über die beiden Protagonisten lustig zu machen und sie letztlich als Scharlatane zu entlarven.

Textausgaben: Luciani Opera, ed. M. D. MACLEOD, t. II, Oxford 1974 (Alexander); Luciani Opera, ed. M. D. MACLEOD, t. III, Oxford 1980 (De morte Peregrini).

Literatur: D. CLAY, Lucian of Samosata: Four Philosophical Lives, ANRW II 36.5 (1992), S. 3406-3450; B. SZLAGOR, Verflochtene Bilder. Lukians Porträts „göttlicher Männer“, Trier 2005; Lukian, Der Tod des Peregrinos Proteus, mit Beiträgen v. P. PILHOFER u.a., Darmstadt 2005 (= Sapere 9); U. VICTOR, Lukian von Samosata: Alexandros oder der Lügenprophet, Leiden u.a. 1997.

 

Einführung in die griechische Paläographie

PL | Do 8.30-10 | wöch. | UL 6, 3052 | O. Overwien

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In der Übung sollen die Charakteristika der wichtigsten Schriftstile sowohl der Majuskel als auch der Minuskel durch gemeinsame Lektüre erarbeitet werden.
Das Ziel des Seminares besteht darin, dass die Teilnehmer am Ende leichtere griechische Handschriften problemlos lesen können.

 

Augustinus, Confessiones

SE | Mo 16-18 | wöch. | UL 6, 3059 | R. Lo Presti

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Die Confessiones des Augustinus von Hippo (354-430) gehören ohne Zweifel zu den bekanntesten und einflussreichsten philosophischen Schriften des Mittelalters. Man bezieht sich oft auf diese Schrift als auf die „erste Autobiographie“ bzw. die erste „geistige Biographie“ der westlichen Literatur. Zum einen stellen die Confessiones einen theologisch und philosophisch orientierten Bericht über das Leben des Augustinus dar, in dem er einige Aspekte seines Lebens in den Vordergrund stellt und einige andere vernachlässigt mit der deutlichen Absicht, alle Ereignisse seines Lebens als Schritte eines kohärenten und vollkommenen itinerarium mentis in deum zu interpretieren und vorzustellen. Zum anderen charakterisieren sich die Confessiones als eine Schrift, in der Inhalt, theoretisches Ziel, Sprachstil und hochkomplexe rhetorische Strategien miteinander eng verknüpft und voneinander abhängig sind. Denn durch die Confessiones, die die Form eines langen Gebetes zu Gott haben, zielt Augustinus nicht nur darauf, die Geschichte seines Lebens zu erzählen, sondern auch und vor allem darauf, sein eigenes Leben als konkretes Beispiel dafür vorzustellen, wie eine Einzelseele sich von ihrem Einzigkeitszustand sowie von ihrer Abhängigkeit vom Körper befreien und die Einheit mit und letztendlich die Ruhe in Gott erreichen kann.
In diesem Seminar werden die Bücher 7., 10., und 11. der Confessiones behandelt: Im 7. Buch erzählt Augustinus, wie er die neuplatonische Philosophie entdeckt und aufgegriffen hat; im 10. Buch kommt die Rolle des Gedächtnisses als Weg zur Transzendenz zur Sprache; im 11. Buch schlägt Augustinus eine Diskussion des Zeit- und Ewigkeitsbegriffes vor. Der Text der Confessiones wird unter unterschiedlichen Gesichtspunkten betrachtet: Wir werden uns sowohl mit inhaltlichen als auch mit stilistischen, sprachlichen und rhetorischen Aspekten der Prosa des Augustinus beschäftigen.

a) Textausgaben und Kommentare: Augustinus, Confessiones, Text and commentary in 3 volumes, ed. James J. O´DONNELL, Oxford University Press, Oxford 1992.

b) Übersetzungen: Augustinus, Confessiones/Bekenntnisse, Lateinisch/Deutsch, Reclam 2009. Augustinus, Suche nach dem wahren Leben: Confessiones X, Hamburg 2010. Augustinus, Was ist Zeit: Confessiones XI, Hamburg 2009.

c) Monographien: K. FLASCH, Augustin. Einführung in sein Denken. 3. bibliographisch ergänzte Auflage. Reclam, Stuttgart 2003. T. FUHRER, Augustinus, Darmstadt 2004. N. FISCHER, C. MAYER (Hrsg.), Die Confessiones des Augustinus von Hippo: Einführung und Interpretationen zu den dreizehn Büchern. Forschungen zur europäischen Geistesgeschichte, Band 1. Sonderausgabe, Freiburg i. Br. 2004.

 

Die Zeugungslehre und Embryologie in der Antike und in der Frühneuzeit: philosophische, medizinische, theologische Ansichten über die Formung des Körpers und die Entstehung der Seele

HS | Do 16-18 | wöch. | UL 6, 3053 | R. Lo Presti

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Wie fängt das Leben an? Woraus besteht und wovon stammt der Samen? Wie formt sich ein neues Lebewesen? Durch welche Schritte entwickelt sich ein Embryo? Wie trägt das männliche bzw. das weibliche Geschlecht zur Zeugung bei? Was macht beim Vorgang der Embryogenese ein neues Wesen ein „Lebewesen“? Wie erfolgt die Bestimmung und Übertragung der charakteristischen Erbmerkmale? In welcher Beziehung stehen die Entstehung des Lebens und die Entstehung der Seele bzw. eines entsprechenden Lebensprinzips? Wie trägt das embryologische Wissen zur Unterscheidung zwischen Tieren und Menschen und zur philosophischen bzw. theologischen Bestimmung der menschlichen Natur sowie des Verhältnisses zwischen menschlicher und göttlicher Dimension bei? Wie werden die Begriffe von „Natur“ und „Seele im Rahmen unterschiedlicher Zeugungslehren unterschieden oder in gegenseitige Verbindung gebracht? Wie und in welcher Hinsicht unterscheiden sich teleologische und mechanistische Auffassungen der Zeugungsprozesse? In welcher Beziehung stehen „medizinische“ und „philosophische“ Zeugungslehren in der Antike (sieh Galens polemische Auseinandersetzung mit der Zeugungslehre des Aristoteles) und in der Frühneuzeit (sieh die Polemik zwischen „Galenikern“ und „Aristotelikern“)?
In diesem Hauptseminar werden diese und andere die Zeugungslehren der Antike und der Frühneuzeit betreffenden Hauptfragen gestellt und durch die kritische Lektüre und die wissenschaftsgeschichtlich-philosophische Betrachtung ausgewählter Texte von Aristoteles, Galen, Jean Fernel, William Harvey, René Descartes zur Sprache gebracht.
Das Hauptziel dieses Seminars ist, die Verknüpfung, die gegenseitigen Beeinflussungen aber auch die Unterschiede ans Licht zu bringen, die zwischen philosophischem, medizinischem und theologischem Diskurs bei der Bestimmung davon, was das (menschliche) Leben ist, woraus es stammt und wie es entsteht, nachvollzogen werden können.
Die Kenntnis der griechischen bzw. der lateinischen Sprache ist willkommen, aber nicht erforderlich: alle Materialien werden in (deutscher oder englischer) Übersetzung behandelt werden.

Primärliteratur (eine vollständige Sekundärliteraturliste wird in der ersten Seminarsitzung zur Verfügung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer gestellt werden): Aristoteles, De generatione animalium / Generation of Animals, translated by A.L. Peck, Loeb Classical Texts, Cambridge-London 1942; Galen, De semine/On Semen, edition, translation and commentary by Ph. De Lacy, CMG V, 3, 1, Berlin 1992; Galen, De foetuum formatione/Über die Ausformung der Keimlinge, herausgegeben, übersetzt und erläutert von D. Nickel, CMG; V, 3, 3, Berlin 2001; Jean Fernel, De abditis rerum causis/On the Hidden Causes of Things, edited, translated and commented by J. M. Forrester and J. Henry, Leiden 2004; William Harvey, Exercitationes de generatione animalium/Disputations touching the Generation of Animals, translated with introduction and notes by G. Whitteridge, Oxford-London-Boston 1981; René Descartes, Ecrits physiologiques et médicaux, présentation, textes, traduction, notes et annexes de V. Aucante, Paris 2000.