Humboldt-Universität zu Berlin - Faculty of Language, Literature and Humanities - Alexander von Humboldt Professorship

Sommersemester 2020

Forschungskolloquium/Lesegruppe "Antike Medizin- und Wissenschaftsgeschichte"

CO | Mo 10-12 | wöch. | digital | Ph. van der Eijk

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Im Forschungskolloquium präsentieren und diskutieren Teilnehmer und Gäste laufende Forschungstätigkeiten im Bereich der antiken Medizin, Philosophie und Wissenschaftsgeschichte und ihrer Rezeption. Auch werden griechische und lateinische medizinische Texte, die im Rahmen von aktuellen Forschungsprojekten bearbeitet werden, in einem close reading Verfahren intensiv diskutiert.

In diesem Sommersemester muss auch das Kolloquium wegen der Coronamaßnahmen als Zoom-Konferenz abgehalten werden. Im Laufe des Semesters werden Teilnehmende Teile ihrer aktuellen Arbeiten vorstellen und diese zur Diskussion stellen. Im Lektüreteil des Kolloquiums werden ausgewählte Kapitel aus der Schrift De febribus des (Pseudo?)Alexander von Aphrodisias gelesen.

Da „Work in Progress“ und andere noch nicht veröffentlichte Materialien vorab zur Vorbereitung unter den Kolloquiumsteilnehmern verteilt werden, ist die Teilnahme am Kolloquium nur nach Vereinbarung mit Prof. Dr. P.J. van der Eijk (philip.van.der.eijk@hu-berlin.de) möglich.

 

Galen, Quod animi mores

SE | Do 16-18 | wöch. | digital | R. Lo Presti

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Gegenstand dieses Seminars ist eines der berühmtesten Werke Galens, dessen Volltitel „Quod animi mores corporis temperamenta sequantur“ lautet. In diesem Werk befasst sich Galen, der Arzt aus Pergamon, der im 2. Jahrhundert n. Chr. die von den Hippokratikern stammende techne iatrike zu einer systematischen Wissenschaft machte, mit Fragen, die das Wesen der Seele, die Tätigkeiten und Lokalisierung ihrer Teile und letztendlich das Verhältnis zwischen Seele und Körper betreffen. In diesem Zusammenhang erörtern Galens medizinische Untersuchungen und Betrachtungen Fragen, die auch von enormer theoretischer Relevanz sind und die eine ganz zentrale Stellung nicht nur in der medizinischen Tradition, sondern auch und vor allem in den philosophischen Systemen von Platon und Aristoteles, und später in der Lehre der philosophischen Schulen der hellenistischen Zeit haben. Galen selbst widmet mehrere Schriften dem Versuch, Eigenschaften und Funktionen der Seele aus unterschiedlicher (anatomischer, psychophysiologischer, embryologischer) Sicht zu bestimmen. Das Quod animi mores stellt im Vergleich zu anderen psychologischen und psychophysiologischen Werken Galens einen ganz besonderen Fall dar, denn Galen vertritt in dieser Schrift einen dezidiert materialistischen Ansatz zum Verhältnis Seele/Körper, indem er für ein Entsprechungsverhältnis zwischen der Verfassung des Geistes und der des Körpers argumentiert und sogar ein Abhängigkeitsverhältnis der ersten von der zweiten einzuräumen scheint. In dem Seminar werden wir uns die Frage stellen, wie sich dieser materialistische Ansatz zum „Mind/Body Problem“ im Rahmen einer gesamten Seelenkonzeption Galens und einer breiteren philosophischen und medizinischen Debatte über die Natur und die Eigenschaften der Seele verstehen und rechtfertigen lässt.

Literatur: Galien, Que les facultés de l'âme suivent les tempéraments du corps. Introd., texte critique, trad. et commentaires parAthéna Bazou; sous la dir. de Jacques Jouanna. Paris 1999; P.N. Singer, Galen: Psychological Writings (Cambridge Galen Translations). Cambridge 2014; R.J. Hankinson, The Cambridge Companion to Galen. Cambridge 2008.

Eine vollständige Literaturliste wird am Anfang des Seminars zur Verfügung gestellt.

 

Platon, Der erste Alkibiades / Plato, Alcibiades I (Institut für Philosophie)

HS | Mo 16-18 | wöch. | digital | R. Lo Presti

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Der Erste Alkibiades ist aufgrund seiner inhaltlichen Gestaltung ein philosophisches Rätsel und gleichzeitig ein literarisches Wunderwerk von beeindruckender Faszinationskraft, dessen Schicksal es ist, die verschiedensten Reaktionen – uneingeschränkte Begeisterung und Skeptizismus, Bewunderung und Abwertung – bei seinen Lesern hervorzurufen: Begeisterung und Bewunderung, welche man in einer Tradition spürt, die sich von den neuplatonischen Kommentatoren bis in die Frühneuzeit erstreckt und die im Ersten Alkibiades den Dialog sah, aus dem sich Platons Denken wie aus einem Keim entfaltet und der deswegen als allgemeine Einführung in die platonischen Philosophie dienen sollte; den Skeptizismus und die Abwertung einer auf Schleiermacher zurückgehenden Richtung der modernen Rezeption dieses Werkes, die eines der deutlichsten Zeichen seiner Unechtheit eben in der Tatsache sieht, dass der Dialog sich auf so viele Kernthemen der platonischen Philosophie bezieht, als hätte der Verfasser möglichst viel davon, was sich als wesentlich platonisch erkennen lässt, andeuten und zusammenfassen wollen. Es gibt tatsächlich viele platonische Leitmotive, die sich in diesem Dialog anhäufen; zwei sind aber besonders auffällig: Die Selbsterkenntnis und das erotische Wesen des Philosophierens und der dialogischen Praxis, in dem sich das Philosophieren – im platonischen Sinne – verwirklicht. Im Seminar werden wir besondere Aufmerksamkeit auf einige Aspekte der Eros-Thematik richten, die im Ersten Alkibiades sowie auch in allen anderen „erotischen“ Dialogen Platons auftreten: Die Reziprozität des philosophischen Eros, die Spannung zwischen körperlicher und geistiger Dimension des erotischen Verlangens sowie auch zwischen äußerlicher und innerlicher Schönheit, die Einheit von Gutem, Wahrem und Schönem, das Sich-im-Anderen-Spiegeln als Dimension des erotischen Erlebnisses und als Bedingung der Selbsterkenntnis. Im Laufe des Seminars werden wir auch die berühmte Alkibiades-Rede des Symposion betrachten und einen Blick auf die moderne Rezeption des Ersten Alkibiades – z.B. auf Foucaults Hermeneutique du sujet – werfen.

Das Seminar wird stark diskussionsorientiert sein und setzt deshalb eine aktive Teilnahme voraus. Es wird erwartet, dass alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Laufe des Semesters zumindest ein Referat halten.

Die Kenntnis der griechischen Sprache ist willkommen, aber nicht erforderlich. Wir werden alle Texte in deutscher Übersetzung lesen, wobei wir in systematischer Weise auf den griechischen Text verweisen werden, um Kernbegriffe zu verdeutlichen und theoretisch relevante textuelle Schwierigkeiten bzw. Unklarheiten zur Sprache zu bringen.

Text

Döring, Klaus (2016). Platon. Erster Alkibiades. Platon Werke IV 1. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.

Eine vollständige Literaturliste wird am Anfang des Seminars zur Verfügung gestellt werden.

 

Das ptolemäische Ägypten (Institut für Geschichtswissenschaften)

UE | Di 10-12 | wöch. | digital | F. Herklotz

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Nach dem Tod von Alexander d. Gr. beherrschten die Ptolemäer Ägypten. Sie waren Angehörige eines griechisch-makedonischen Herrschergeschlechtes, mussten aber gleichzeitig die Rolle des Pharaos ausüben, denn nur so war eine effektive Herrschaft über das Land am Nil möglich. Das Bild, das uns die griechischen und römischen Schriftsteller über die ptolemäische Königsdynastie hinterließen, ist jedoch wenig schmeichelhaft. Vermittelt wird der Eindruck von schwächlichen und dekadenten Herrschern und Herrscherinnen, die letztendlich ihr Königreich an die Römer verrieten und in den wirtschaftlichen Ruin trieben.

Es lohnt sich jedoch, hinter die Kulissen zu schauen und auch andere Quellengattungen – ägyptische Texte, Inschriften, Papyrusurkunden und archäologische Denkmäler – einzubeziehen. Dadurch ergibt sich ein etwas anderes Bild: Alexandria, die neue Hauptstadt, war ein Zentrum des Handels, der Wissenschaft und Kultur der antiken Welt. Im Landesinneren wiederum entstanden gewaltige Tempelbauten. Viele Griechen ließen sich im Land nieder und bildeten eine neue Oberschicht. Wohlhabende Ägypter arbeiteten für die neuen Herrscher und passten sich der griechischen Lebensweise an.

In der Übung soll zunächst ein kurzer Überblick über die Geschichte des Ptolemäerreiches gegeben werden. Wichtige Bereiche sollen dann näher untersucht werden. So geht es konkret um die Eroberung Ägyptens durch Alexander, die Stadt Alexandria, um die alexandrinische Wissenschaft, die Entwicklung des Herrscherkultes, die besondere Rolle der Königinnen, um die Götterkulte und um die Verwaltung. Besprochen wird auch die Rolle der letzten ptolemäischen Herrscherin Kleopatra VII. und die Umwandlung des Königreiches in eine römische Provinz.

Voraussetzung für die Teilnahme ist die Bereitschaft, sich mit antiken Texten in der Übersetzung und archäologischen Quellen auseinanderzusetzen. Studierende anderer altertumswissenschaftlicher Fächer sind herzlich willkommen.

Quellengrundlage:  Pfeiffer, Stefan, Griechische und lateinische Inschriften zum Ptolemäerreich und zur römischen Provinz Aegyptus, Berlin 2015 (mehrere Exemplare in der Lehrbuchsammlung).

Literatur:

Pfeiffer, Stefan, Die Ptolemäer – im Reich der Kleopatra, Stuttgart 2017 (zur Einführung); Bingen, Jean, Hellenistic Egypt: monarchy, society, economy, culture, edited with an introduction by Roger S. Bagnall, Edinburgh 2007; Huß, Werner, Ägypten in hellenistischer Zeit. 332-30 v. Chr., München 2001; Hölbl, G., Geschichte des Ptolemäerreiches. Politik, Ideologie und religiöse Kultur von Alexander dem Großen bis zur römischen Eroberung, 2. Auflage Darmstadt 2004; Manning, J.G., The Last Pharaohs. Egypt under the Ptolemies, 305-30 BC, Princeton 2010.

 

Plutarch, Das Leben des Alkibiades

SE | Mo 8.30-10 | wöch. | digital | R. Lo Presti

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Gegenstand dieses Kurses ist eine der Biographien, die Plutarch im Rahmen seines Bíoi parálleloi-Projektes verfasste, nämlich die Biographie des berühmten und kontroversen athenischen Staatsmannes Alkibiades. Dieses Werk ist zumindest aus zwei Gründen einer näheren Betrachtung wert: Zum einen lässt es den Leser die Ziele der biographischen Schriftstellerei Plutarchs begreifen. Denn Plutarch sah sich selbst als Biograph, keineswegs als Historiker, und grenzte seine biographische Arbeit deutlich von der Geschichtsschreibung ab. Es kam Plutarch vor allem darauf an, den Charakter der Personen, ihre Tugenden und Fehler deutlich werden zu lassen. Als Biograph verfolgte er bestimmte Absichten: Er wollte das Lesepublikum unterhalten, die moralische Qualität der dargestellten Person verdeutlichen und zugleich den Römern und Griechen die Kultur des jeweils anderen Volkes vermitteln. Dabei trat der Anspruch auf chronologische und geographische Richtigkeit in den Hintergrund. Plutarch wählte sein Material danach aus, dass ein profiliertes Persönlichkeitsbild entstehen sollte, denn die moralische Zielsetzung hat in seinen Biographien immer absolute Priorität. Zum anderen bietet dieses Werk ein sehr lebendiges Bild einer Persönlichkeit, wie der des Alkibiades, die nicht nur eine wesentliche Rolle im peloponnesischen Krieg und dann im Zerfall und Niedergang der athenischen Demokratie spielte, sondern auch philosophiegeschichtlich relevante symbolische Bedeutungen einnahm, indem er von Platon und anderen Quellen als der Lieblingsschüler und Geliebte von Sokrates dargestellt wird – ein Schüler aber, der dem philosophischen Lebensideal des Sokrates nicht treu geblieben ist.

Im Kurs werden wir ausgewählte Textstellen übersetzen und aus unterschiedlichen Blickwinkeln kommentieren.

Literatur: Plutarchi vitae parallelae. Band 1 Fasc. 2, hrsg. Konrat Ziegler, Hans Gärtner, Teubner, (Stuttgart)/Leipzig 1994; Konrat Ziegler, Fünf Doppelbiographien. 2, Gaius Marcius und Alkibiades u.a., Berlin: Tusculum Ausgabe 1994; Timothy E. Duff: Plutarch’s Lives. Exploring Virtue and Vice. Oxford University Press, Oxford 1999; Judith Mossman (Hrsg.): Plutarch and his Intellectual World. Essays on Plutarch, London 1997.

 

Platon, Alkibiades Maior

UE | Mo 16-18 | wöch. | digital | R. Gäbel

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Liebe Studierende, bitte beachten Sie, dass ich die thematische Ausrichtung dieser Übung aufgrund der Besonderheiten der online-Lehre verschoben habe: Wir werden nun statt des Symposions den platonischen Dialog Alkibiades Maior lesen. Dieser Dialog wurde in der Antike, in der kein Zweifel an seiner Echtheit bestand, als Einführung in die platonische Philosophie gelesen. Erst Friedrich Schleiermacher hat die Echtheit des Dialogs bezweifelt und damit eine langandauernde Diskussion angestoßen. Wir werden dieses Werk komplett lesen und ausführlich diskutieren und auch einzelne Passagen aus dem Symposion lesen.

Literatur: Platonis Opera (Tomus II), ed. I. Burnet, Oxford 1901; N. DENYER, Plato Alcibiades, Cambridge 2001 (enthält auch eine textkritische Ausgabe des Dialogs); K. DÖRING, Platon. Erster Alkibiades. Platon Werke IV 1. Göttingen 2016.

 

Einführung in das griechische Epos

GK | Mo 12-14 | wöch. | digital | R. Gäbel

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In diesem Grundkurs werden wir uns dem griechischen Epos anhand der sorgfältigen Lektüre ausgewählter Passagen aus Homers Odyssee nähern. Die Analyse zentraler Themen und Motive sowie der grundlegenden Struktur dieses Textes wird neben der eingehenden Besprechung der sprachlichen Besonderheiten des homerischen Epos, dem Üben des metrischen Lesens sowie der Auseinandersetzung mit den großen Fragen der Homerforschung im Zentrum des Kurses stehen. Um dem Einführungscharakter dieser Veranstaltung gerecht zu werden, sollen außerdem auch die Ilias und die Epen Hesiods zur Sprache kommen und in (kurzen) Ausschnitten gelesen werden.

Text: Grundlage dieses Kurses ist eine textkritische Ausgabe, zum Beispiel die Ausgabe aus der Reihe Oxford Classical Texts: Homeri Opera (tomus III und IV), ed. T. W. Allen, Oxford 11917 (zahlreiche Nachdrucke) oder die neue Edition aus der Reihe Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana: Homerus, Odyssea, ed. Martin L. West, Berlin/Boston 2017
Einführende Literatur: J. Latacz, Homer. Der erste Dichter des Abendlands, Düsseldorf/Zürich 2003; M. Hose, Kleine griechische Literaturgeschichte. Von Homer bis zum Ende der Antike, München 1999, S. 17–42; J. Grethlein, Die Odyssee. Homer und die Kunst des Erzählens, München 2017.

 

Einführung in das griechische Drama

GK | Do 10-12 | wöch. | digital | O. Overwien

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In dieser Lehrveranstaltung erhalten die Studierenden einen Überblick über die Inhalte, die Sprache und die Metrik des griechischen Dramas. Des Weiteren wird es darum gehen, den historischen, religiösen und politischen Kontext der Tragödie herauszuarbeiten. Im Zentrum des Kurses wird der Philoktet des Sophokles stehen: Wird es dem skrupellosen Odysseus gelingen, den verbitterten, vor sich hin eiternden Philoktet dazu zu bewegen, mit nach Troja zu gehen? Und welche Rolle spielt dabei der zunächst etwas unbedarft wirkende Neoptolemos?

Voraussetzung zum Erwerb der Studienpunkte sind neben regelmäßiger Teilnahme die sorgfältige Vorbereitung der zu behandelnden Texte und die Übernahme eines Kurzreferats. (Die Textausgabe [s.u.] wird im Handapparat stehen. Kopien vom Stück sind bitte selbständig anzufertigen.)

Textausgabe: Sophoclis Fabulae, ed. H. LLOYD-JONES/N. G. WILSON, Oxford 1990.
Einführende Sekundärliteratur: B. ZIMMERMANN, Die griechische Tragödie, 2. Auflage, München 1992; G.A: Seeck, Die griechische Tragödie, Stuttgart 2000; J. LATACZ, Einführung in die griechische Tragödie, 2. Auflage Göttingen 2003.

 

Ovid, Ars Amatoria

GK | Di 10-12 | wöch. | digital | O. Overwien

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Ovid gehört zu den wichtigsten Vertretern der römischen Liebesdichtung. In seiner Ars Amatoria präsentiert er eine Anleitung, wie Männer und Frauen eine Geliebte bzw. einen Liebhaber finden und möglichst lange an sich binden können. Durch die Lektüre ausgewählter Passagen sollen neben der Thematik auch die Besonderheiten der Sprache erarbeitet werden. Darüber hinaus wird es darum gehen, die Zeitbezüge des Werkes offenzulegen und so einen ersten Einblick in die augusteische Kultur und Politik zu erhalten. Ausführliche Vergleiche mit den Amores sollen schließlich dazu beitragen, Ovids ungewöhnliches Konzept von Liebe zu verstehen.

Voraussetzung zum Erwerb der Studienpunkte sind neben regelmäßiger Teilnahme die sorgfältige Vorbereitung der zu behandelnden Texte und die Übernahme eines Kurzreferats.

Textausgabe: P. Ovidi Nasonis Amores, Medicamina Faciei, Ars Amatoria, Remedia Amoris, ed. E. J. KENNEY, 2. Auflage, Oxford 1994, verbesserter Nachdruck 1995 (u.ö.).
Einführende Literatur: U. SCHMITZER, Ovid, 2. Aufl., Hildesheim 2011; K. VOLK, Ovid. Dichter des Exils, Darmstadt 2012.

 

Griechische Paläographie

UE | Mi 10-12 | wöch. | digital | O. Overwien

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In der Übung sollen die Charakteristika der wichtigsten Schriftstile (Majuskel / Minuskel) durch gemeinsame Lektüre erarbeitet werden. Ihr Ziel besteht unter anderem darin, dass die Teilnehmer in die Lage versetzt werden, leichter lesbare griechische Handschriften problemlos zu entziffern.
Viele Kodizes werden wir uns online und damit in Farbe ansehen können, so dass man darüber hinaus einen ersten Eindruck von der mittelalterlichen Buchkunst bekommt. Ein Gang in die Staatsbibliothek am Ende des Semesters wird außerdem die Möglichkeit bieten, einige Handschriften im Original zu bestaunen.

Einführende Literatur: H. Hunger, Handschriftliche Überlieferung …; Paläographie, in: Einleitung in die griechische Philologie, hrsg. v. G. Nesselrath, Stuttgart/Leipzig 1997, S. 17-44; N. Wilson, Greek Palaeography, in: The Oxford Handbook of Byzantine Studies, ed. by E. Jeffreys u.a., Oxford 2008, S. 101-14.

 

Gotteserkenntnis und Ästhetik: Bernhard von Clairvaux, De consideratione

SE | Mo 14-16 | wöch. | digital | R. Lo Presti

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Gegenstand dieses Seminars ist einer der bedeutsamsten Denker des Mittelalters, der Mönch, Theologe und Kirchenvater Bernhard von Clairvaux – jener Bernhard, den Dante in der Göttlichen Komödie als seinen Begleiter in den letzten Stationen des Weges im Paradies bis zur Gottesschau darstellt – und dessen vielleicht wichtigstes und für die Geschichte der mittelalterlichen Theologie einflussreichstes Werk, nämlich Über die Besinnung (De consideratione). Dieses Werk wurde von Bernhard in seinen letzten Lebensjahren geschrieben und stellt in mehrfacher Hinsicht das vollkommenste Ergebnis seiner theologischen Untersuchungen sowie auch eine der höchsten Erscheinungsformen seines mystischen Ansatzes zur Gotteserkenntnis dar. Das ganze Werk ist Papst Eugen gewidmet und als eine Exhortation zum besonnenen und heiligen Leben gemeint; es muss als ein Versuch, das kirchliche Leben zu beeinflussen, verstanden werden. Das fünfte Buch dieses Werkes geht thematisch über diese eher praktischen und ekklesiologischen Ziele hinaus und bietet eine der faszinierendsten Erörterungen der Frage nach der Gotteserkenntnis, die nicht nur im Rahmen der christlichen Theologie, sondern auch im Rahmen der abendländischen Philosophie entwickelt wurden. Denn dieses Buch, das als Einladung an den Papst anfängt, sich auf das zu besinnen, was über ihm ist, nämlich die unsichtbare Welt der reinen Geister – die Engel und Gott selbst –, ist eine Abhandlung über die Wege und Vorgangsweisen, die mithilfe von Vernunft und Offenbarung zur Erkenntnis der geistigen Wirklichkeit, vor allem aber Gottes – des absoluten Geistes –, führen. In diesem Zusammenhang behandelt Bernhard Fragen der Engels- und Dreifaltigkeitslehre sowie der Christologie. Was aber absolut charakteristisch für dieses Buch ist, ist die von Bernhard ausdrücklich betonte Verbindung zwischen Gotteserkenntnis, mystischem Erlebnis des Schönen und Ästhetik des Lichtes. Das Seminar wird die Möglichkeit bieten, einen Blick in die geistige Welt des Bernhard zu werfen und einige Grundaspekte seines Gottes- und Weltbildes näher zu betrachten.

Text: Gerhard B. Winkler (Hrsg.), Bernhard von Clairvaux, Sämtliche Werke (Lat./Dt.), Band 1, Innsbruck 1990, S. 612-841.

Eine vollständige Literaturliste wird am Anfang des Semesters zur Verfügung gestellt.

 

Thomas Morus, Utopia

UE | Do 14-16 | wöch. | digital | R. Lo Presti

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Diese Übung ist einem sehr faszinierenden und bahnbrechenden Text der Renaissance-Literatur auf Latein gewidmet, und zwar dem 1516 von Thomas Morus veröffentlichten philosophischen Dialog „Utopia“ (Volltitel: De optimo rei publicae statu deque nova insula Utopia), welcher eine ferne ideale Gesellschaft schildert und sich als Gründungstext der literarischen Gattung des utopischen Romanes anbietet. Rahmenhandlung sind die Erzählungen eines Seemannes, der eine Zeit lang bei den Utopiern gelebt haben will. Der Roman beschreibt eine Gesellschaft mit demokratischen Grundzügen, die auf rationalen Gleichheitsgrundsätzen, Arbeitsamkeit und dem Streben nach Bildung basiert. In der Republik ist aller Besitz gemeinschaftlich, Anwälte sind unbekannt und unabwendbare Kriege werden bevorzugt mit ausländischen Söldnern geführt. Der erste Teil des Werks hat eine Rahmenhandlung zum Inhalt, in der Thomas Morus die damaligen politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse Europas, insbesondere Englands, ausführlich kritisiert. Im zweiten Teil schildert er die Organisation des zukünftigen Staates Utopia und die Lebensverhältnisse seiner Bewohner. Thomas Morus kreierte zwar eine „neue These“; dabei stützt er sich aber auf Platon, Cicero und andere Gelehrte vor ihm. Neueren Forschungsarbeiten zufolge soll es sich bei Morus’ Werk um eine satirische Darstellung handeln, deren Ziel die Herabwürdigung des platonischen Gerechtigkeitsbegriffes ist. Argumentiert wird damit, dass Morus z.B. bezüglich der Idee des Gemeineigentums mehrere Gegenargumente des Aristoteles benutzt, ohne jedoch adäquate Erwiderungen entgegenzusetzen. Ohne Zweifel hat das Werk satirische Momente und enthält einige ironische Brechungen des Utopiegedankens. So beginnt Morus im Vorwort ein ironisches Spiel mit der Frage, ob Utopia wirklich existiert oder bloß eine Fiktion ist. Auch der Name „Utopia“ hat seinen Ursprung in einem dem Text vorangestellten Wortspiel mit den griechischen Bezeichnungen „Outopia“ und „Eutopia“ (übersetzt „Nicht-Ort“ und „glücklicher Ort“), die im Englischen Homophone sind. Die ironische Brechung wird fortgesetzt, indem der Autor selbst namentlich in seinem Roman auftritt und hierbei den skeptischen Dialogpartner des Berichterstatters über Utopia spielt. So hält Morus geschickt alle Argumentationsrichtungen dialogisch in der Schwebe und ermöglicht dem kritischen Leser, sich ein eigenes Urteil zu bilden.

Im Kurs werden wir ausgewählte und besonders bedeutungsvolle Stellen dieses Werkes übersetzen und sprachlich, stilistisch sowie auch literatur- und kulturgeschichtlich kommentieren.

Literatur: George M. Logan, Robert M. Adams, Clarence H. Miller (Hrsg.), Thomas More: Utopia. Cambridge University Press, Cambridge 1995 (kritische Edition des lateinischen Textes und englische Übersetzung); Eberhard Jäckel, Thomas Morus, Utopia. (Lat/Dt), Reclam, Leipzig 2012; Thomas Schölderle, Utopia und Utopie. Thomas Morus, die Geschichte der Utopie und die Kontroverse um ihren Begriff. Nomos, Baden-Baden 2011; Thomas Nipperdey, Die Utopia des Thomas Morus und der Beginn der Neuzeit. In: ders.: Reformation, Revolution, Utopie. Studien zum 16. Jahrhundert. (Kleine Vandenhoeck-Reihe; 1408) Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1975.