Humboldt-Universität zu Berlin - Faculty of Language, Literature and Humanities - Alexander von Humboldt Professorship

Sommersemester 2021

Forschungskolloquium/Lesegruppe "Antike Medizin- und Wissenschaftsgeschichte"

CO | Mo 10-12 | wöch. | digital | Ph. van der Eijk

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Im Forschungskolloquium präsentieren und diskutieren Teilnehmer und Gäste laufende Forschungstätigkeiten im Bereich der antiken Medizin, Philosophie und Wissenschaftsgeschichte und ihrer Rezeption. Auch werden griechische und lateinische medizinische Texte, die im Rahmen von aktuellen Forschungsprojekten bearbeitet werden, in einem close reading Verfahren intensiv diskutiert. Da „Work in Progress“ und andere noch nicht veröffentlichte Materialien vorab zur Vorbereitung unter den Kolloquiumsteilnehmern verteilt werden, ist die Teilnahme am Kolloquium nur nach Vereinbarung mit Prof. Dr. P.J. van der Eijk (philip.van.der.eijk@hu-berlin.de) möglich.

 

Aristoteles, Rhetorik

UE | Do 12-14 | wöch. | digital | R. Lo Presti

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Die aristotelische Rhetorik ist im Grunde die Ausführung der drei Forderungen Platons im Phaidros an echte Rhetorik: 1. Einbeziehung und Zugrundelegung der Dialektik qua wissenschaftlicher Methode und Beweistechnik auf der theoretischen und ethischen Sachebene (Buch I der aristotelischen Rhetorik); 2. Einbeziehung und Zugrundelegung der Psychologie qua wissenschaftlicher Methode der Menschenkenntnis und Kommunikation auf der Kontakt- und Emotionsebene (Buch II der aristotelischen Rhetorik); 3. Einbeziehung und Zugrundelegung der rhetorischen Technologie qua wissenschaftlicher Methode der Form der Rede als gestaltetes (Stil) und gegliedertes (Aufbau) organisches Ganzes (Buch III der aristotelischen Rhetorik). Die Vielschichtigkeit des theoretischen Vorhabens und der Betrachtungsebenen macht die aristotelische Rhetorik zu einem Schnittpunkt unterschiedlicher Zweige des philosophischen Systems des Aristoteles: Erkenntnis- und Sprachtheorie, Psychologie, Ethik. Schwerpunkt dieses Seminars wird das zweite Buch der Rhetorik sein, d.h., das Buch, in dem sich Aristoteles mit dem Publikum, anders gesagt mit dem Kommunikationsempfänger und dessen Emotionen beschäftigt. Denn Beweise, Argumente und Zeugen nützen wenig, wenn der Redner nicht glaubwürdig ist. Im besten Falle wirkt der Redner auf die Zuhörer kompetent, redlich und wohlwollend. Besonders wichtig ist, dass es ihm gelingt, Emotionen zu wecken. Dazu muss man wissen, woraus sich diese Emotionen ergeben und auf welche Personen oder Sachen sie sich in der Regel beziehen. Diese Fragen lassen sich für die verschiedenen Emotionen wie etwa Zorn, Sanftmut, Scham, Furcht, Zuversicht, Mitleid, Neid oder Entrüstung in den Kap. 2—11 des zweiten Buches analysieren. Durch eine intensive Auseinandersetzung mit diesen Kapiteln werden wir versuchen zu verstehen, auf welchen Kriterien beruhend und worauf abzielend Aristoteles eine „Enzyklopädie der Emotionen“ sub specie rhetoricae geschaffen hat.

Eine ausführliche Literaturliste wird am Anfang des Seminars bereitgestellt.

 

Freundschaft als Grundbegriff der Ethik bei Aristoteles: Nikomachische Ethik, Bücher 8 und 9

HS | Mo 16-18 | wöch. | digital | R. Lo Presti

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Die Nikomachische Ethik gilt als der wichtigste Text der aristotelischen Ethikkonzeption. Im Gegensatz zur fragmentarisch überlieferten Eudemischen Ethik und zur Magna Moralia, deren Authentizität umstritten ist, handelt es sich hierbei um ein in sich kohärentes, abgeschlossenes Buch mit systematisch-logischem Aufbau. Das inhaltlich dichte und komplexe Werk beeinflusste signifikant die Philosophiegeschichte des Abendlandes und scheint bis heute kaum an Aktualität eingebüßt zu haben. Zunächst definiert Aristoteles das Endziel des Strebens nach einem guten Leben als Glück (eudaimonia) und schließt daran eine ausführliche Untersuchung der ethischen und dianoethischen Tugenden an. Die Untersuchung der Freundschaft (Buch VIII und IX) bildet den Höhepunkt gegen Ende des Buches, da hier Bedingung und Konsequenz des moralisch- glücklichen Lebens (das Zusammenleben in der Gemeinschaft) aufgezeigt werden. Auffällig ist, dass der aristotelische Freundschaftsbegriff ein weiteres Feld menschlicher Beziehungen umfasst als die Freundschaft in der postmodernen Welt und darüber hinaus auch von politischer Relevanz ist, ohne dabei den Privatmenschen und seine Bedürfnisse auszuklammern. Für Aristoteles ist ein glückliches und gelungenes Leben untrennbar mit politischer Aktivität als Polisbürger verbunden. Dabei spielt Freundschaft (philia) eine besondere Rolle, deren Bedeutung weit über privates, innerliches Glücksgefühl (oder die sinnliche Liebe) hinausreicht.

In diesem Seminar werden wir uns mit all den verschiedenen Aspekten des Begriffes der Freundschaft in der Nikomachischen Ethik auseinandersetzen und die aristotelische Auffassung von Freundschaft im breiteren Kontext der antiken Freundschaftsvorstellungen betrachten.

Eine vollständige Literaturliste wird am Anfang des Seminars bereitgestellt werden.

 

Mark Aurel, Selbstbetrachtungen im Kontext der stoischen Ethik

SE | Mo 14-16 | wöch. | digital | R. Lo Presti

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Die Philosophie des römischen Kaisers Marc-Aurel findet sich in einer Sammlung von persönlichen Schriften, die unter dem Titel Ad se ipsum (Selbstbetrachtungen ist die übliche deutsche Übersetzung) überliefert worden ist. Diese ´Selbstbetrachtungen´ reflektieren die Beeinflussung Marc Aurels durch den Stoizismus und insbesondere durch die Philosophie des Epiktet, aber sie enthalten keine klar fixierte Theorie und keine systematischen Gedanken, wie es bei vielen anderen Denkern der griechisch-römischen philosophischen Tradition der Fall ist. Trotzdem müssen Marc-Aurels Selbstbetrachtungen ohne Zweifel als ein echter philosophischer Text betrachtet werden, auch wenn sie nicht als systematische Abhandlung zur Darstellung und Verteidigung einer spezifischen philosophischen Doktrin entworfen wurden. Denn die Funktion dieser an sich selbst adressierten Gedanken ist eine ganz andere. In den Selbstbetrachtungen befasst sich Marc-Aurel mit einer Reihe von ´geistigen´ Übungen, die zum Ziel haben, bestimmte philosophische Theorien geistig zu verarbeiten, den Charakter sowie die Seele und endlich die Art zu leben, im Lichte dieser Theorien umzugestalten.
Durch das ununterbrochene Nachdenken über philosophische Ideen und vor allem durch das Schreiben als Meditationsform begibt sich Marc-Aurel in einen iterativen Prozess, der darauf zielt, dass der Geist sich eine neue Denkart angewöhnt. Um dieses Ziel zu erreichen, folgt Marc-Aurel drei verschiedenen Formen ´philosophischer Übung´, die schon von Epiktet entwickelt und beschrieben worden waren. Diese ´Übungen´ betreffen a) Begierden und Abneigungen, b) den Impuls zum Agieren und zum Nicht-Agieren, c) die Freiheit von Täuschung, vorschnellen Urteilen und von allem, was mit Affirmation zusammenhängt. Sie beruhen auf unterschiedlichen physischen, ethischen und logischen Prinzipien, die, auch wenn sie an der Oberfläche des Textes nicht erscheinen, die Voraussetzung und die Grundlage der philosophischen Bildung und der Betrachtungen von Marc-Aurel darstellen.
In diesem Seminar werden ausgewählte Textabschnitte der Selbstbetrachtungen gelesen und kommentiert, zusammen und im Vergleich mit Stellen von anderen Denkern (vor allem Epiktet), die zur Tradition des griechisch-römischen Stoizismus gehören. Das Ziel des Seminars ist, die philosophische Pointe von Marc-Aurels philosophischen Übungen im breiteren Kontext der stoischen Ethik aufzuklären.

Eine ausführliche Literaturliste wird am Anfang des Seminars bereitgestellt.

 

Meister Eckhart, Die Auslegung des Evangeliums nach Johannes

SE | Mo 8.30 - 10 | wöch. | digital | R. Lo Presti

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Wenn man sich den Werken von Meister Eckhart nähert, entdeckt man einen der originellsten, hochkomplexesten und faszinierendsten Denker der mittelalterlichen Theologie, der einerseits das ganze philosophische und theologische Erbe der Antike aufnimmt und neu denkt sowie andererseits Fragen aufwirft und Perspektiven öffnet, welche die Wende in die Moderne schon ankündigen. Schon als Jugendlicher trat Eckhart in den Orden der Dominikaner ein, in dem er später hohe Ämter erlangte. Mit seinen Predigten erzielte er nicht nur bei seinen Zeitgenossen eine starke Wirkung, sondern beeindruckte auch die Nachwelt. Außerdem leistete er einen wichtigen Beitrag zur Gestaltung der deutschen philosophischen Fachsprache. Sein Hauptanliegen war die Verbreitung von Grundsätzen für eine konsequent spirituelle Lebenspraxis im Alltag. Aufsehen erregten seine unkonventionellen, teils provozierend formulierten Aussagen und sein schroffer Widerspruch zu damals verbreiteten Überzeugungen.
Eckharts Lehre kreist um zwei Pole: Gott und die menschliche Seele. Er will seine Hörer bzw. Leser über die Beschaffenheit der Seele und (soweit möglich) über Gott aufklären und darüber belehren, wie sich Gott und Seele zueinander verhalten. Dabei spielt für ihn der Praxisbezug seiner Ausführungen eine zentrale Rolle. Der Hörer oder Leser soll dazu angeleitet werden, anhand eigener Selbst- und Gotteserfahrung zu den von Eckhart beschriebenen Einsichten zu gelangen. Den Ausgangspunkt der Behandlung dieser Thematik bildet die Frage, wie Gotteserkenntnis zustande kommen kann und welche Voraussetzungen dafür erfüllt sein müssen.
In diesem Seminar werden wir uns mit einem der bedeutendsten (Spät-)werke von Meister Eckhart, und zwar mit seiner Auslegung des Evangeliums nach Johannes, beschäftigen. Durch die intensive Auseinandersetzung mit diesem Werk werden wir versuchen, eine möglichst tiefe Einsicht in einige Kernelemente der Gottes- und Seelenlehre des Meister Eckhart zu gewinnen und das faszinierende Paradox eines Denkers zu hinterfragen, dessen Suche nach Gott sich in der Erkundung der radikalen Unerkennbarkeit Gottes vollendet.

Eine ausführliche Literaturliste wird am Anfang des Seminars bereitgestellt.

 

Nikolaus von Kues, De venatione sapientiae

UE | Do 14-16 | wöch. | digital | R. Lo Presti

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In dieser Übung werden wir uns mit dem philosophischen Testament des Nikolaus von Kues, einer der interessantesten Figuren der Philosophie und Theologie des Mittelalters, beschäftigen. Die Schrift "De venatione sapientiae" (entstanden 1463) nimmt unter den Werken des Cusanus (1401-1464) eine Sonderstellung ein, ist sie doch, ein Jahr vor seinem Tod verfasst, so etwas wie sein philosophisches Testament. Das Werk nimmt seinen Ausgang von Diogenes Laertius' Lebensbeschreibungen der griechischen Philosophen, die Nikolaus beim Abfassen der venatio als Abschrift vor sich hatte. Dies ist durch darin enthaltene Randbemerkungen belegt, die in die venatio eingegangen sind. Diese Randbemerkungen zeigen, unter welchem Gesichtspunkt Nikolaus die Geschichte der Philosophie betrachtete: Sie ist für ihn die Geschichte menschlichen Ringens um Erkenntnis, und Erkenntnis ist für ihn in erster Linie Gotteserkenntnis.

Nikolaus beschreibt drei Regionen und in ihnen zehn Felder (campi), in denen die philosophischen Jäger ihre Beute finden können. In den erwähnten drei Regionen wird die gesuchte Weisheit unterschiedlich angetroffen, in der ersten, wie sie in ewiger Weise ist. Als solche entzieht sie sich jeder menschlichen Erkenntnis und kann nicht adäquat benannt werden. In der zweiten Region wird die Weisheit in immerwährender Ähnlichkeit gefunden. Hier gibt es größtmögliche Annäherung an die Wahrheit als beständige Ähnlichkeit mit der ewigen Weisheit. In der dritten Region "leuchtet die Weisheit im zeitlichen Fluss der Ähnlichkeit von weitem auf"; die zeitliche Ähnlichkeit des intelligiblen Wahren (verum) ist 'verisimile', dem Wahren ähnlich. Die Kenntnisse der "Jagdzüge" antiker Philosophen nach Weisheit ordnet er nun in die Übersicht über das eigene Bemühen ein. Er zitiert die wichtigsten seiner philosophischen Schriften, weist ihnen ihren Platz in seinem Lebenswerk zu und geht ein weiteres Mal auf die "Jagd nach Weisheit".

Eine ausführliche Literaturliste wird am Anfang des Kurses bereitgestellt.

 

Editionswissenschaft Griechisch

UE | Do 16-18 | wöch. | digital | O. Overwien

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Im ersten, überaus kurzen Teil der Übung werden die notwendigen theoretischen Kenntnisse für die Edition eines griechischen Textes erarbeitet: Nach welchen Kriterien werden der Wert bzw. das Verhältnis der Überlieferungsträger bestimmt, in welcher Weise wird daraus ein Text erstellt und in Verbindung mit dem textkritischen Apparat korrekt dargestellt. Im zweiten, deutlich längeren Teil soll ein kurzer griechischer Original-Text ediert werden. Als Arbeitsgrundlage werden wahlweise einfach lesbare Handschriftenkopien oder Transkriptionen dienen. Paläographiekenntnisse sind daher nützlich, aber keinesfalls notwendig.

Ziel der Übung ist es, die Arbeit eines Editors so realitätsnah wie möglich nachzuvollziehen. Um ein erstes Ergebnis des Kurses gleich schon vorwegzunehmen: Die Edition des Textes wird alle derzeit publizierten Fassungen bei weitem übertreffen.

Literatur zur Einführung: K. DOVER, Textkritik, in: Einleitung in die griechische Philologie, hrsg. v. H. G. NESSELRATH, Stuttgart-Leipzig 1997, S. 45-58; E. PÖHLMANN, Einführung in die Überlieferungsgeschichte und in die Textkritik der antiken Literatur, Bd. 2, Darmstadt 2003, S. 137-155

 

Einführung in das griechische Drama

GK | Do 10-12 | wöch. | digital | O. Overwien

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In dieser Lehrveranstaltung erhalten die Studierenden einen Überblick über die Inhalte, die Sprache und die Metrik des griechischen Dramas. Zudem soll der historische, religiöse und politische Kontext der Tragödie herausgearbeitet werden. In ihrem Zentrum wird der König Ödipus des Sophokles stehen: Erst tötet Ödipus den Vater, heiratet dann die Mutter, bekommt dafür noch ein Königreich und sorgt am Ende dafür, dass alle Welt sein Unglück mitbekommt. Die Frage ist, was Sophokles mit seiner Tragödie, die die Theatertradition bis in die Moderne wie kaum eine andere beeinflusst hat, aussagen wollte. Auf persönliche Erfahrungswerte unter den Zuschauern konnte er sicher nicht bauen.

Textausgabe: Sophoclis Fabulae, ed. H. LLOYD-JONES/N. G. WILSON, Oxford 1990.
Einführende Sekundärliteratur: H. FLASHAR, Sophokles, 2. Auflage, München 2010; G.A. Seeck, Die griechische Tragödie, Stuttgart 2000; J. LATACZ, Einführung in die griechische Tragödie, 2. Auflage Göttingen 2003.

 

Ovid, Amores

GK | Di 10-12 | wöch. | digital | O. Overwien

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Zu dieser Veranstaltung wird ergänzend ein dreitägiger Workshop angeboten, der die fachspezifischen Grundlagen des Wissenschaftlichen Schreibens vermittelt.
Die Studienpunkte können über "Vertiefung/Schwerpunktbildung", Modul 11, bzw. "Praxisorientierung", Modul 12, abgerechnet werden.
Kommentar     

Dass ein Mann Verse an seine Geliebte schreibt, ist nicht ungewöhnlich. Dass er darin aber die Rolle eines unsterblich Verliebten einnimmt, der sich einer Frau (domina) zu ewiger Treue verpflichtet fühlt, die sich ihm gegenüber als hartherzig, launisch und auch treulos zeigt, so dass er mitunter nächtelang an ihrer Tür vergeblich um Einlass bitten muss, dürfte zu allen Zeiten die Frage nach seinem geistigen Zustand aufwerfen, als Phänomen erregte es im antiken Rom jedoch sicherlich mehr Aufsehen als heutzutage. Nun gehörte auch Ovid zu diesen sogenannten Liebeselegikern. In den Amores stellt er seine Liebesabenteuer mit einer gewissen Corinna dar. Wir werden im Kurs sehen, wie er zum einen die von der Tradition vorgegebenen literarischen Muster übernimmt, zum anderen aber auch mit ihnen spielt und sie ironisiert.

Textausgabe: P. Ovidi Nasonis Amores, Medicamina Faciei, Ars Amatoria, Remedia Amoris, ed. E. J. KENNEY, 2. Auflage, Oxford 1994, verbesserter Nachdruck 1995 (u.ö.)
Einführende Literatur: U. SCHMITZER, Ovid, 2. Aufl., Hildesheim 2011; K. VOLK, Ovid. Dichter des Exils, Darmstadt 2012; N. HOLZBERG, Die römische Liebeselegie. Eine Einführung, 6. Auflage, Darmstadt 2015

 

Griechische Paläographie II

UE | Mi 10-12 | wöch. | digital | O. Overwien

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Diese Übung konzentriert sich auf die spätere Minuskel (ab dem 11. Jh.), die durch eine Auflösung der bisher gängigen Formen, durch die Verwendung zahlreicher Abkürzungen und allgemein durch eine breite Vielfalt an Schreibstilen gekennzeichnet ist. Vorkenntnisse, die man zum Beispiel durch den Besuch meines Einführungs-Kurses erworben hat, sind notwendig. Das Ziel der Übung besteht darin, dass die Teilnehmer in die Lage versetzt werden, mittelschwere griechische Handschriften problemlos zu entziffern.

Viele Kodizes werden wir uns online und damit in Farbe ansehen können, so dass man darüber hinaus einen ersten Eindruck von der mittelalterlichen Buchkunst bekommt. Ein Gang in die Staatsbibliothek am Ende des Semesters könnte – sofern es dieses elende Virus zulässt – zudem die Möglichkeit bieten, einige Handschriften im Original staunend zu bewundern.

Einführende Literatur: H. Hunger, Handschriftliche Überlieferung …; Paläographie, in: Einleitung in die griechische Philologie, hrsg. v. G. Nesselrath, Stuttgart/Leipzig 1997, S. 17-44, N. Wilson, Greek Palaeography, in: The Oxford Handbook of Byzantine Studies, ed. by E. Jeffreys u.a., Oxford 2008, S. 101-14

 

Kleopatra

SE | Mi 10-12 | wöch. | digital | F. Herklotz

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Kleopatra VII. gilt als die ägyptische Königin schlechthin. Genau genommen war sie jedoch eine Angehörige der Ptolemäer, eines griechisch-makedonischen Herrschergeschlechtes, das seit dem Ende des 4. Jh. v. Chr. in Ägypten regierte. Schon in der Antike rankten sich zahlreiche Legenden um ihr Leben. Das Bild, das die Römer von ihr zeichneten, ließ sie wenig vorteilhaft erscheinen. Sie galt als machthungrig, intrigant und als Zauberin, die römische Männer becircte.

Es lohnt sich jedoch, hinter die Kulissen zu schauen und neben den Texten römischer und griechischer Historiker auch weitere Quellengattungen – ägyptische Texte, Inschriften, Papyrusurkunden, Münzen und archäologische Denkmäler – einzubeziehen. Dadurch ergibt sich ein etwas anderes Bild: Kleopatra war eine kluge, umsichtige Politikerin. Sie verstand es zumindest für einige Zeit mit Hilfe von römischen Politikern – Iulius Caesar und Marcus Antonius – Ägypten eine vorteilhafte Position im östlichen Mittelmeerraum zu verschaffen, auch wenn sie letztendlich scheiterte.

Die Texte werden in der Übersetzung bereitgestellt und besprochen. Es erfolgt jedoch auch immer ein Blick in die Originalpassagen. Kenntnisse der altgriechischen und lateinischen (gerne auch der altägyptischen) Sprache sind hilfreich, aber nicht Bedingung. Teilnehmer*innen aus anderen altertumswissenschaftlichen Fächern sind herzlich willkommen, da das Seminar interdisziplinär angelegt ist.

Quellengrundlage:  Pfeiffer, Stefan, Griechische und lateinische Inschriften zum Ptolemäerreich und zur römischen Provinz Aegyptus, Berlin 2015 (mehrere Exemplare in der Lehrbuchsammlung).

Literatur: Pfeiffer, Stefan, Die Ptolemäer – im Reich der Kleopatra, Stuttgart 2017 (zur Einführung); Benne, Simon, Marcus Antonius und Kleopatra VII. – Machtausbau, herrscherliche Repräsentation und politische Konzeption, Göttinger Forum für Altertumswissenschaft Beiheft 6, Göttingen 2001 (als E-Book in der Bibliothek); Hölbl, G., Geschichte des Ptolemäerreiches. Politik, Ideologie und religiöse Kultur von Alexander dem Großen bis zur römischen Eroberung, Darmstadt 1994; Huß, Werner, Ägypten in hellenistischer Zeit. 332-30 v. Chr., München 2001; Roller, Duane W., Cleopatra: a biography, Oxford 2010; Schäfer, Christoph, Kleopatra, Darmstadt 2006.

 

Ovid, Metamorphosen - Körper und 'Körper haben'

SE | Do 14-16 | wöch. | digital | C. Thumiger

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In diesem Kurs schlage ich eine genaue Lektüre einer Auswahl von Passagen aus Ovids Metamorphosen vor. Während wir eine Einführung und einen allgemeinen Kommentar zu diesem berühmten Text und zum Werk Ovids in seinem kulturellen Kontext geben, werden wir uns auf die Fragen konzentrieren, die die Körperlichkeit im Thema der Metamorphose aufwirft, einer wichtigen Frage in den alten Kulturen, wie sie durch mythologische Erzählungen und zahlreiche literarische Quellen bezeugt wird. Die "Körperlichkeit" vereint in den Erzählungen des Gedichts die Erfahrung des "Besitzens eines Körpers" und des "Körperseins"; die Kontakte zwischen dem poetischen Text und einer Reihe von Themen, Schlüsselwörtern und Interpretationsrahmen, die zu den antiken philosophischen, biologischen und medizinischen Reflexionen über das Leben gehören; die Grenzen des eigenen Körpers und das Konzept der "Identität" selbst, das auf dem Besitz eines stabilen Körpers basiert.
Gleichzeitig werden wir den metaliterarischen Sinn hervorheben, in dem die "Metamorphose" auch ein Bild für die ovidische Poetik und möglicherweise ein kulturelles Manifest mit größerer Gültigkeit als das epische Genre oder sogar die Poesie ist.

Vorbereitende Lesevorschläge: Buxton, R. Forms of Astonishment. Greek Myths of Metamorphosis. Oxford: Oxford University Press, (2009); Gildenhard, I., Zissos, A. (ed.) Transformative Change in Western Thought: A History of Metamorphosis from Homer to Hollywood. Routledge (2013); Hardie, P. (ed.) Cambridge Companion to Ovid. Cambridge University Press (May 2006); Rimell, V. ‘After Ovid, After Theory’. International Journal of the Classical Tradition 26 (2019) 446–469; Schmitzer, U. Zeitgeschichte in Ovids Metamorphosen. Mythologische Dichtung unter poetischem Anspruch, Stuttgart. Stuttgart (1990); Schmitzer, U. Ovid - Leben und Werk. Eine Einführung anhand der Elegie trist. 4,10. München 1994 (Beiträge zur Gymnasialpädagogik 20); http://www.kirke.hu-berlin.de/ovid/start.html (hier finden Sie auch viele nützliche Informationen über Ovid in seinem historischen Kontext, Ressourcen und aktuelle Veröffentlichungen); Schmitzer, U., Ovid. Eine Einführung. Hildesheim et al.: Olms (2001) (Lizenzausgabe Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2001); Sheehan, P. (2015). Posthuman Bodies. In D. Hillman & U. Maude (Eds.), The Cambridge Companion to the Body in Literature (Cambridge Companions to Literature, pp. 245-260). Cambridge: Cambridge University Press. doi:10.1017/CCO9781107256668.017